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Virtual Reality und Dating. Wie passt das zusammen und wie funktioniert es? Dieser Selbstversuch soll das herausfinden.

 Eine multimedialer Selbstversuch von Mara Schulze, Ronja Ewald und Emma Winterwerb

Während Parship, Tinder und Co. als etablierte Dating-Plattformen bereits weit verbreitet sind, scheint Virtual Reality Dating eine noch neue und deutlich weniger bekannte Form des Datings zu sein. Zwar lässt es sich laut Zukunftsinstitut eindeutig der Kategorie des Online- bzw. Digital-Datings zuordnen, weist jedoch mit Blick auf den Ablauf eines Dates einige Unterschiede auf. Welche dies genau sind und wie Virtual Reality Dating funktioniert, möchte ich mittels einer Dating-Seite herausfinden, die virtuelle Treffen ermöglichen soll. 

Was ist Virtual Reality überhaupt?

Was unter VR zu verstehen ist, erklärt generell dieses Video:

Eine VR-Dating-Plattform im Visier

Auf meiner Suche nach einer geeigneten Dating-Plattform stoße ich auf eine Seite mit dem Namen VRLFP (Virtual Reality Looking For Partner). Diese schaue ich mir zunächst genauer an. So wird mir auf der Startseite bereits erläutert, wie unkompliziert die Suche nach meinem ersten Date aussehen kann: 

„Browse profiles, Match with other users, Meet up in VR!“.

Heißt: Ich soll mir zunächst die Profile anderer Nutzer:innen anschauen, mit ihnen matchen und sie anschließend in der Virtual Reality (VR) treffen. Alles was ich dafür benötige sei – so wird es mir gezeigt – ein VR-Headset und ein Herz.

Auch werden mir einige Vorteile durch VR-Dating versprochen: Da ich mir mit einem Avatar selbst aussuchen kann, wie ich bei meinem Date aussehen werde, liege der Fokus auf meiner Persönlichkeit und nicht meinem Äußerlichen. Zudem seien die Dates mit weniger Aufwand verbunden, ein Treffen sei jederzeit und an jedem (digitalen) Ort möglich. Coolere und sichere Dates werden mir versichert, vor allem der Aspekt des Social Distancing scheint mir in Pandemie-Zeiten ein großer Vorteil zu sein. Alles in allem also eine Win-Win-Situation.

Foto: VRChat

Kurz nach meiner Registrierung wird mir das erste Profil eines Nutzers angezeigt. Schon jetzt habe ich die Möglichkeit mich für ein „Date“, „Hookup“ oder „Pass“ zu entscheiden. Auch gibt es die Kategorie „Homie“, die sich für freundschaftliche Bekanntschaften anzubieten scheint. Auf diese Weise werden mir bereits vor einem Treffen die Absichten meiner Matches mitgeteilt.

Nachdem ich mein Benutzerkonto vervollständigt habe, „browse“ ich also ein wenig durch die unterschiedlichen Profile, die mir auf der Homepage angezeigt werden. In erster Linie fallen mir die Bilder der bunten Avatare auf, die viele Nutzer:innen auf ihren Profilen hochgeladen haben. Sie zeigen sich in den ungewöhnlichsten Outfits und lächeln und posieren zusammen mit anderen virtuellen Personen vor der Kamera. Echte Bilder der Nutzer:innen sind nur selten zu sehen.

Mit Blick auf Alter und Herkunft variieren die Angaben meiner potentiellen Matches stark. So ist von Schweden, Großbritannien, den USA und Kanada alles dabei. Auch Sexualitäten und Gender-Identitäten sind bunt vertreten. Viele Nutzer:innen nennen zusätzliche Informationen in ihrer Bio. Sie erzählen von sich und dem, was sie auf der Plattform suchen oder geben Lieblingsspiele an, die sie in ihrer Freizeit spielen.

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Es dauert nicht lange, bis ich eine E-Mail von VRLFP bekomme: ein Match! 

Ich schaue mir das Profil der Person an, stelle allerdings fest, dass ich ihn auf der Plattform selbst nicht kontaktieren kann. Was mir jedoch angezeigt wird: seine Kontaktinformationen für Discord, einem Online-Dienst für Instant Messaging, Video- oder Audioanrufe. Also erstelle ich mir auch dort einen Account und nehme zunächst schriftlich mit der Person Kontakt auf. Der Mann wirkt sympathisch und kurz darauf gelingt es mir sogar ein Date mit ihm zu vereinbaren. Stattfinden soll unser Treffen auf VRChat, einer weiteren, externen Plattform, die es Nutzer:innen ermöglichen soll, auf virtuelle Weise miteinander zu interagieren.

Erste Schritte in der virtuellen Welt

Endlich ist der Tag der Verabredung gekommen. Einige Stunden zuvor teste ich das VR-Headset zum ersten Mal. Es ist anfangs ein komisches und befremdliches Gefühl keinen normalen Bildschirm mehr vor sich zu sehen, sondern Teil dieser virtuellen Welt zu sein. Ähnlich wie in der realen Welt, muss ich meinen Kopf drehen, um meine Umgebung sehen und mich in ihr zurecht finden zu können. Die beiden Controller für meine Hände ermöglichen es mir, mich fortzubewegen, zu gestikulieren und Gegenstände, wie beispielsweise ein Getränk, zu greifen. Verhältnismäßig schnell lerne ich die Plattform VRChat kennen, welche eine große Auswahl an verschiedenen virtuellen Welten bietet. Von Cafés über japanische Schreine bis hin zu einer Plattform mitten im Weltall ist alles vertreten.

Foto: VRChat

Mein erstes VR-Date

Zur vereinbarten Zeit suchen mein Date und ich gemeinsam nach einer geeigneten Welt für unser Treffen und entscheiden uns schließlich für ein sonniges Café am Meer, welches zu dieser Zeit von keinen weiteren Spieler:innen besucht wird. Nur wenige Augenblicke später sitzen wir bereits ungestört an einem Tisch am Fenster. Da wir uns beide noch etwas fremd sind, ist das Gespräch anfangs etwas verhalten. Doch mit der Zeit wird die Stimmung entspannter und wir zeigen uns gegenseitig in anderen Avataren, machen lustige Bewegungen und Gesten und unterhalten uns über Lieblingsfilme oder Videospiele.

Unsere Zweisamkeit wird allerdings schon nach einer halben Stunde gestört, als ein weiterer Spieler die Welt betritt. Er gesellt sich zu uns und steigt in unser Gespräch ein. Unter anderen Umständen wäre ich empört und sehr verwundert über diese Störung gewesen, doch das war bei diesem Treffen nicht der Fall. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nicht in der realen Welt befinde, sondern in einem virtuellen Café am Strand mit zwei Personen, die nur wenig Ähnlichkeiten mit einem echten Menschen aufweisen. Vielleicht bin ich auch einfach erleichtert, da mir und meinem Date zunehmend der Gesprächsstoff ausgeht. Der neue Spieler scheint ebenfalls nett zu sein und wir unterhalten uns noch ein wenig, bis ich mich schließlich nach gut einer Stunde von den beiden verabschiede und zurück in meine vertraute Welt reise.

Virtuelle Dates als Ersatz für herkömmliches Dating?

Das Eintauchen in die Welt des Virtual Reality Datings war eine neue, ungewöhnliche und faszinierende Erfahrung und ich konnte feststellen, dass es gerade in Pandemie-Zeiten eine vor allem unkomplizierte Möglichkeit bietet, neue Leute kennenzulernen. Die Gewissheit, sich im eigenen Zuhause zu befinden und das Date jederzeit beenden zu können, garantiert zusätzliche Sicherheit – Sicherheit, die bei Blind Dates in der Realität oft nicht garantiert ist. Darüber hinaus ist nicht das Aussehen einer Person ausschlaggebend, sondern allein die Persönlichkeiten der Nutzer:innen entscheiden zunächst über ein mögliches Match. Die bunten, selbst gestalteten Avatare sind hier nur ein Bonus.

Dennoch bin ich der Meinung, dass VR-Dating (noch) keine Alternative für herkömmliches Dating darstellt. Die notwendigen technischen Voraussetzungen sind nicht immer realisierbar und erschweren so den Zugang zu Plattformen wie VRChat. Auch fehlten mir während des Dates wichtige Sinneseindrücke, wie Berührungen oder Gerüche, die mit Virtual Reality nicht nachgestellt werden konnten. So würde ich virtuelle Treffen als eine verbesserte Version des Telefonierens beschreiben, die aber – zumindest in naher Zukunft – bisher bekannte Dating-Formen nicht so schnell ersetzen können. 

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Dieses Projekt wurde von Studierenden als Abschluss der Lehrveranstaltung „Journalismus als Beruf“  im Bachelor-Studiengang Publizistik konzipiert, recherchiert und produziert. Für diese Lehrveranstaltung kooperieren die VRM und das Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.