Wir shoppen 24/7 im Internet, auch deshalb sterben die Innenstädte: Aber warum warten wir lieber Tage auf ein Paket und gehen nicht mehr in die Stadt? Das sagen Kunden.
Eine multimedialer Selbstversuch von Sunny Walter, Sophia Stephan und Hannah Fecke
Jeder kennt das freudige Gefühl, wenn der Postbote klingelt und das lange erwartete Päckchen überreicht. Wenn einem gefällt, was sich im Inneren der Pappe befindet, hat sich das Warten gelohnt. Aber wieso warten wir lieber tagelang, anstatt die Ware einfach in der Innenstadt zu kaufen?
Der Aufstieg des Online-Handels
Es ist kein Geheimnis mehr, dass das Onlineshopping bereits seit einigen Jahren auf dem Vormarsch ist. Schätzungsweise 1,8 Milliarden Menschen kaufen weltweit online ein. Allgemein gesprochen kauft knapp die Hälfte der Konsumenten mehr über das Smartphone als im stationären Handel (Stand 2021). Vor allem seit Ausbruch der Corona-Pandemie kann der Onlinehandel ein enormes Umsatzplus aufweisen, denn nicht nur Non-Food-Artikel werden online erworben, sondern sogar die Nahrungsmittel kann man sich in einigen Städten innerhalb weniger Minuten nach Hause liefern lassen.
Durch den immer weiter zunehmenden Individualverkehr der letzten Jahrzehnte wird auch das Parken in der Innenstadt immer schwieriger und immer teurer. Vor allem in Ballungsgebieten zahlt man gerne mal bis zu vier Euro pro Stunde. Auch sind über 35 Prozent der Parkhäuser Deutschlands nicht barrierefrei. Der Onlinehandel hat jedoch noch mehr zu bieten als das Wegfallen der Parkplatzgebühren: keine Öffnungszeiten, größere Auswahl und eine Erreichbarkeit immer und überall.
Unser derzeitiges Konsumverhalten führt immer weiter zur Verödung der Ortskerne, da sich vor allem kleinere Boutiquen nicht mehr halten können und dadurch die Leerstände immer weiter zunehmen. Laut dem deutschen Städte- und Gemeindeverbund beschleunigt die Coronakrise diesen Zerfall drastisch. Etwa 100.000 Geschäfte haben geschlossen oder werden auch gar nicht mehr öffnen. Von diesen Folgen sind etwa 500.000 Arbeitsplätze betroffen (Stand August 2021).
Der aktuelle Stand
Als Basis für diese Story hat das Autorenteam selbst eine nicht-repräsentative Umfrage durchgeführt. Aus dieser lässt sich ablesen, dass die Probanden gleichauf verteilt in der Stadt, wie auch auf dem Land wohnen. Daraus resultiert, dass das Angebot von Kleidungsgeschäften in der Umgebung als zusammenfassend befriedigend eingestuft wird. Obwohl der Fahrweg in die Innenstadt bei drei Viertel der Probanden höchstens 30 Minuten dauert, kaufen doch mehr als die Hälfte bevorzugt online ein. Da sich die meisten Teilnehmer sehr sicher fühlen beim Online-Shopping, spricht für viele auch nichts dagegen.
Zudem liegt es daran, dass es als effizienter wahrgenommen wird, man zeitlich unabhängig ist und es schneller geht. Aber auch Aspekte, wie dass es online eine größere Auswahl gebe und dass es stressfreier sei, da man sich nicht zwischen den Menschenmassen zurecht finden muss, spielen eine tragende Rolle.
So gibt es jedoch auch Gründe, die für das Shoppen von Kleidung in der Innenstadt sprechen, wie zum Beispiel das sofortige Anprobieren wie auch das Sehen der Klamotten sowie das Einkaufserlebnis selbst.
Festhalten lässt sich, dass ein Großteil angegeben hat, zwar selten im Monat online einzukaufen, wodurch sich jedoch auch ein regelmäßiger Online-Shopping-Konsum abzeichnet.
Klicken Sie auf die Karten, um die zentralen Kennzahlen der Umfrage zu entdecken.
Ein kleiner Blick in die Zukunft
Gerrit Heinemann schreibt in seiner Publikation Der neue Online-Handel, dass der Online-Handel definitiv Zukunftspotenzial hat und bis zum Jahr 2025 in entwickelten Volkswirtschaften bis zu 40 Prozent und in den Schwellenländern bis zu 30 Prozent des Handelsvolumens ausmachen könnte und das obwohl er drastische Folgen für den Einzelhandel mit sich zieht.
Die Welt des Online-Shoppings steckt voller (teils verrückter) Fakten. Was wissen Sie? Machen Sie unser Quiz!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Online-Shopping in den letzten Jahren deutlich an Zuspruch gewonnen hat. Das wurde durch die Corona-Pandemie, welche im Frühjahr 2020 begonnen hat, stark verstärkt. Es wurden nicht nur Non-Food Produkte, sondern auch Lebensmittel im Internet erworben und zum Kunden nach Hause geliefert. Sowohl das Online-Shopping als auch das Einkaufen in der Stadt birgt viele verschiedene Vorteile. Allerdings fällt auf, dass das Einkaufen im Internet ein wesentlicher Grund für das Sterben der Innenstädte ist. Dennoch werden immer häufiger Onlineshops aufgesucht, nur 3 Prozent der Probanden unserer Umfrage haben angeben noch nie im Internet bestellt zu haben.
Dieses Projekt wurde von Studierenden als Abschluss der Lehrveranstaltung „Journalismus als Beruf“ im Bachelor-Studiengang Publizistik konzipiert, recherchiert und produziert. Für diese Lehrveranstaltung kooperieren die VRM und das Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.