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Unser Körperbild wird durch die ständige Konfrontation mit perfekten Bildern und Videos beeinflusst. Das können wir dagegen unternehmen.

Ein Multimedia-Projekt der Studierenden Léa Felke, Leonard Jacob, Matthias Jesse, Lauris Ommert und Rosalie Schmidt

Ein Blick auf das Handy. Nur mal kurz bei Instagram schauen, was es Neues gibt. Was? Schon wieder eine Stunde später? Aber was hat man sich in der Zeit, die in den sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok gefühlt viel schneller vergeht, eigentlich angeschaut? Durchtrainierte Körper, perfekte Lifestyles und erstrebenswerte „aesthetics“. Oft werden unrealistische oder sogar krankhafte Schönheitsideale präsentiert. Wer diesem nicht entspricht, kann durch wenige Klicks mit Filtern und Bildbearbeitungsprogrammen nachhelfen. Innerhalb von Sekunden wird die Nase gerade, die Lippen voller, die Haut glatter – mit der Realität hat das oft wenig zu tun. Dafür haben diese Bilder einen großen Einfluss auf das Selbstwertgefühl junger Menschen. 93 Prozent geben an, dass soziale Medien Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl haben. Das ergibt eine große Jugendstudie aus dem Jahr 2021.

„Mehr Realität auf Social Media“ ist die Forderung und der kollektive Versuch, gegen Schönheitsideale vorzugehen und den Drang nach Perfektion abzubauen. Auch Influencerinnen springen auf die Bewegung auf. Sie zeigen sich ohne Filter, ungeschminkt und in natürlichen Posen. Oft werden die Beiträge mit #bodypositivity versehen. Immer häufiger werden Vergleichsbilder gepostet, die über die Bildbearbeitung aufklären sollen.

Bewirken der Hashtag und die damit verbundenen Posts wirklich eine Veränderung? Grundsätzlich setzt sich die Body-Positivity-Bewegung dafür ein, dass alle Arten von Körpern akzeptiert und sichtbar gemacht werden. Gemeint sind dabei nicht nur das Gewicht, sondern auch Falten, Narben und Körperbehaarung.

Die Entwicklung der Bewegung, die bereits in den 60iger Jahren entstanden ist, wird immer wieder kritisiert. Vor allem Beiträge aus den sozialen Medien zu dem Thema, die eben doch norm-schöne Menschen oder sexistische Inhalte zeigen, verfehlen den eigentlichen Auftrag.

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mal wurden die #Bodypositivity #Bodypositive und #bopo allein auf Instagram verwendet (Stand Januar 2023)

Was wissen Sie über die Entstehung der Body-Positivity-Bewegung? Klicken Sie auf das Plus, um mehr zu erfahren.

Wie ist die Body-Positivity-Bewegung entstanden?

Die Bemühung, unrealistische und diskriminierende Schönheitsideale abzuschaffen, ist nicht erst im Zeitalter der sozialen Medien entstanden. Um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, haben sich bereits in den 60iger Jahren Menschen in den USA zusammengefunden. Daraus hat sich das sogenannte Fat Acceptance Movement hervorgetan. In Deutschland gibt es heute Vereine mit ähnlichen Absichten, wie zum Beispiel die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung e.V..  Die Body Positivity Bewegung hat sich aus dem Fat Acceptance Movement entwickelt und geht mit ihren Forderungen noch weiter. Die Bewegung wird zum Beispiel mit den Forderungen nach mehr Diversität und soziale Gerechtigkeit sowie Arbeit gegen intersektionale Diskriminierung in Verbindung gebracht.

Scrollt man durch die Beiträge auf Instagram scheint es, als werde die Bewegung vor allem von weiblichen Personen unterstützt. Über die Gründe lässt sich streiten: Liegt es daran, dass Übergewicht bei Männern nicht so negativ konnotiert ist?

Schon im Kindesalter werden wir mit Schönheitsidealen konfrontiert. Seriencharaktere und Spielzeug stellen oft ein unerreichbares Ideal dar. Große Brüste, lange Beine, schmale Taille, gepflegte Haare und große Augen – die Liste, wie eine Frau auszusehen hat, ist schier endlos. Ein Beispiel ist die Barbiepuppe, die mit ihren Körpermaßen in der realen Welt gar nicht überlebensfähig wäre. Das bewies bereits im Jahr 2013 eine amerikanische Studie. In Animationsfilmen wirken Frauen oft kindlich, sie sollen als unschuldig, klein und süß wahrgenommen werden. Aber auch männliche Idealkörper werden etabliert: zum Beispiel mit Superheldenfiguren, die groß, breit, muskulös, mutig und stark dargestellt werden.

Auch in der Werbung sind diese Ideale zu finden. Jedoch veränderte sich die Werbegestaltung in den vergangenen Jahren. Unternehmen bringen mehr und mehr Diversität in ihre Anzeigen. So sind nun mehr unterschiedliche Altersklassen, Körperformen und Nationalitäten zu sehen. Die Frage, ob Unternehmen ihre Werbung verändern, weil sie authentische Diversität unterstützen wollen oder bemerkt haben, dass sich so neue Zielgruppen erreichen lassen, bleibt offen.

Was können wir gegen den Einfluss von Social Media auf unser Selbstbild tun?

Ob Werbeanzeige oder Social-Media-Beitrag: Es ist schwer, vorgegebenen Schönheitsidealen komplett aus dem Weg zu gehen. Auch die Verfasserinnen und Verfasser dieses Multimedia-Projekts sehen sich mit Schönheitsidealen konfrontiert. Folgende Tipps helfen ihnen dabei, mit dem Druck  besser umgehen zu können.

  • Um sich gegen diese Beeinflussung und die daraus resultierende Unsicherheit mit dem eigenen Körper zur Wehr zu setzen, sollte man reflektiert mit den Medieninhalten umgehen. Man kann selbst die Body Positivity- oder andere Bewegungen unterstützen, sich Beiträge ansehen, in denen über Filter und irreführendes Posing aufgeklärt wird und so langsam erkennen, dass man nicht alles glauben sollte, was auf Instagram und Co gezeigt wird.
  • Eltern können ihre Kinder schützen, indem sie diese über die Gefahren im Umgang mit sozialen Medien aufklären und den Dialog suchen.
  • Im Sinne der Vorbildfunktion sollte man selbst auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit den sozialen Medien pflegen und sich mit aktuellen Trends und Problemen wie Cybermobbing und Bodyshaming auseinandersetzen.

Sie brauchen Unterstützung, wenn es um den richtigen Umgang mit Social Media geht? Klicken Sie auf das Plus, so gelangen Sie direkt zu Beratungsstellen und Ansprechpersonen.

Mitwirkende:


Autoren: Léa Felke, Leonard Jacob, Matthias Jesse, Lauris Ommert und Rosalie Schmidt
Layout: Anne Porth
Fotos: Ariane Citron, splitov27, TenWit, puhhha – stock.adobe