600.000 Instagram-Follower. 77.000 YouTube-Abonnenten. Ist da ein Privatleben noch möglich? Wir werfen einen Blick hinter den Filter der gebürtigen Wormserin Nathalie Bleicher-Woth.
Ein Uni-Projekt von Maren Morweiser, Felix Fehre, Yannick Finas und Luise Schräder
„Und? Ist dein Bett jetzt schon da?“
„Hä? Woher weißt du das? Achso, ja! Ich hab‘s ja in der Story erzählt!“
Das ist Alltag von Nathalie Bleicher-Woth – 23 Jahre alt, geboren in Worms und bekannt durch YouTube, Instagram sowie die Reality-TV Sendung Berlin – Tag & Nacht. Früher wollte sie Tierärztin werden. Oder Sängerin, obwohl sie gar nicht singen könne, wie sie im Interview erzählt. Heute ist Nathalie Bleicher-Woth Influencerin und Schauspielerin von Beruf, obwohl sie es vorzieht, sich als Schauspielerin vorzustellen. Was ein Influencer ist, lässt sich nicht so genau sagen. Allgemein gesagt handelt es sich um Personen, die aufgrund ihrer starken Medienpräsenz beeinflussen und ihre Fans an ihrem Leben teilhaben lassen.
Aber wie genau kann man sich den Beruf des Influencers vorstellen? Wie ist das mit der Privatsphäre und wie viel Arbeit steckt darin?
Wir haben bei Nathalie nachgefragt: Natürlich – wie könnte es anders sein – per Instagram.
Traumberuf: Influencer?! Aber wie sieht das eigentlich mit dem Geld aus? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele, die von der digitalen Berühmtheit träumen – und auch Stimmen, die dem ganzen Hype rund um Influencer kritisch gegenüberstehen.
Influencer bekommen Geschenke und werden, wie Nathalie es ausdrückt, „anders“ behandelt. Sie gelten für viele als privilegiert und werden daher oft nicht für voll genommen. Aber materielle Dinge wiegen eben nicht alles auf.
Man könnte meinen, Influencer sei der perfekte Job für junge Leute. Man bekommt Geschenke, ist unabhängig und macht das was man sowieso macht: Instagram. Und bekommt dafür auch noch Geld.
Von Nathalie erfahren wir aber auch, dass all das seine Schattenseiten hat. Es ist nicht immer nur: ein Bild machen, Filter drauf und posten. Es will wohl überlegt sein, was man ins Internet stellt und seinen Followern somit präsentiert. Leichtfertige Postings können schnell großen Einfluss auf mehrere hunderttausend (meist junge) Menschen haben.
Zudem wird meist unterschätzt, wie viel Arbeit hinter all dem tatsächlich steckt. Dadurch, dass sie fast alles selbst macht, ist der Zeitaufwand enorm. Bilder wollen geschossen, YouTube-Videos aufgenommen und Instagram-Stories gepostet werden. Und zwar am besten mehrmals am Tag. Hinzu kommt bei Nathalie noch ihre Schauspieltätigkeit. Für Schlaf bleibt dann meist nicht viel Zeit. Wochenende: Fehlanzeige. Privatleben sowieso.
Egal wo sie hingeht, fast alles teilt sie mit ihren Followern. Sie steht ständig in der Öffentlichkeit, wird auf der Straße angesprochen. Das habe auch seinen Reiz. Der gebürtigen Wormserin gefällt es, mit ihren Fans in Kontakt zu kommen. Zur Arbeit geht sie dennoch oft mit Kapuze im Gesicht. Selbst vor der Familie macht die Bekanntheit keinen Halt: Auch wenn sie mit Verwandten unterwegs ist, kommen Fans und wollen Fotos. Man sieht also, dass Follower fast jeden Aspekt ihres Lebens mitbekommen. Zum Beispiel, wie die Schlafgegebenheiten im Hause Bleicher-Woth so sind.
Besonders schlimm wird es, wenn der Kontakt mit ihrem Publikum nicht freundlich verläuft. Hater-Kommentare und Beleidigungen sind nicht unüblich. Anfangs haben diese sie schwer mitgenommen, doch sie schaffte sich ein dickes Fell an, sagt sie.
Ein ganz anderes Level wird erreicht, wenn das ganze auf der Straße und nicht auf Instagram passiert. Einmal sei sie sogar angefasst worden, erzählt Nathalie Bleicher-Woth im Interview.
Ein Leben als InfluencerIn ist mehr als ein Job. Es ist auch nicht komfortabler und schon gar nicht entspannter als das, was die allgemeine Vorstellung eines normalen Lebens ist: morgens früh aufstehen, zur Arbeit, Schule oder Uni gehen. Abends Freizeit, bis man schließlich schlafen geht – so laufe es bei ihr eigentlich nie, sagt die gebürtige Wormserin, die mittlerweile in Berlin lebt.
Es ist anstrengend, permanent in der Öffentlichkeit zu stehen. Manchmal lässt sie unerfreuliche Aspekte ihres Lebens bewusst aus, trotzdem schätzt sie sich weitestgehend als authentisch ein. Es scheint, als müsse man für so ein Leben gemacht sein.
Nathalie Bleicher-Woth – ihr Name ist längst zur Marke geworden. Das bringt nicht nur Leistungsdruck, Stress und zeit- sowie kraftaufwändige Drehtage mit sich, sondern auch eine große Verantwortung. Sie teilt ihr Leben jedoch gerne mit ihren Followern und sagte uns, dass sie ihren Weg „keine Sekunde bereut“ hat.
Dieses Projekt wurde von Studierenden als Abschluss der Lehrveranstaltung „Journalismus als Beruf“ im Bachelor-Studiengang Publizistik konzipiert, recherchiert und produziert. Für diese Lehrveranstaltung kooperieren die VRM und das Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.